Das Geschichtsprojekt „Aidenbach-Bauernschlacht-1706“

 

Die Idee für das Geschichtsprojekt leitet sich her aus „Geschichte des Marktes Aidenbach“ von Joseph Pamler 1854.[1] Das Buch, im Original wohl behütet und aufbewahrt im Archiv des Marktes Aidenbach, wurde 2017 durch Raimund Scharnagl aus Aidenbach transkribiert [2]. Dort ist unter § 29 von Seite 226 bis einschl. Seite 268 das Geschehen um die Ereignisse vom 8. Januar 1706 beschrieben. Insbesondere aber hat Pamler aus Sterbebüchern einzelner Pfarreien der Dekanate Aidenbach und Fürstenzell die dort eingetragenen Toten vom 8.Januar 1706 notiert. Pamler musste sich dafür zu den einzelnen Pfarreien begeben und Abschriften aus den Pfarrbüchern verfassen.

 

 

Auf dieser Website ist auch der Ausschnitt § 29 aus der „Chronik des Marktes Aidenbach“ aus einem Buch aus dem Jahr 1912. Diese Abschrift und das Transkript von Raimund Scharnagl unterscheiden sich nur unwesentlich und vernachlässigbar bei den Namen einzelner Ortschaften[3].

Die Arbeit Pamlers war Grundlage des hier bearbeiteten Geschichtsprojekts. Konnte es sein, dass es Pamler gelungen war, alle Toten vom 8.Januar 1706 zu erfassen? Das Studium unterschiedlichster Quellen (nicht der Matrikel) ergab keine ergänzenden Hinweise auf weitere Tote anderer Pfarreien. Es war klar, dass eine umfassende Recherche nur durch die konsequente Durcharbeit sämtlicher Sterbebücher aus allen Pfarreien des Bistums Passau und darüber hinaus, hinein in die angrenzenden Pfarreien der Dekanate Linz, Salzburg, München-Freising und Regensburg eine Gesamtschau ergeben würde. Ein zeitlich unmögliches Unterfangen.

Dann kam www.matricula-online.eu.[4]. Es war erkennbar, dass eine derartige Arbeit, alle Sterbebücher allein des Bistums Passaus auf Tote vom 8. Januar 1706 hin zu untersuchen, für einen einzelnen Recherchierenden ein Ding der Unmöglichkeit ist. „Wer nicht mehr weiter weiß gründet einen Arbeitskreis“.  Das Anschreiben von Heimat- und Familienforschern aus der Region führte in relativ kurzer Zeit 2022 dazu, dass sich ein Team herausbildete, das mit Engagement und Professionalität innerhalb kurzer Zeit erste Ergebnisse vorweisen konnte:

·       Nikolaus Arndt, Aldersbach

·       Hermann Arndt, Polling bei Weilheim

·       Dr. Ulrich Demlehner, Kirchdorf am Inn

·       Martina Egger, Bad Griesbach

·       Franz Herrndobler, Mariakirche

·       Andreas Hofer, Passau

·       Josef Niedermeier, Haarbach

·       Herbert Reinhart, Rotthalmünster

·       Josef Sagmeister, Fürstenzell

·       Dr. Herbert Wurster, Vilshofen 

 

Dr. Wurster Transkript von Totenlisten (vor 2006)

 

Dr. Wurster stellte ein Transkript zu Totenlisten vom 8. Januar 1706 aus den Sterbebüchern der Pfarreien (in alphabetischer Reihenfolge) zur Verfügung [5]. Die Bearbeitung der Sterbebücher des Bistums Passau lieferte nicht nur eine Vielzahl von Namen von Gefallenen sondern war ein erster Versuch einer systematischen Betrachtung.

 

Unter der Überschrift „Überprüfte Pfarrbücher des Bistums Passau, in denen keine Toten von Aidenbach (1706) eingetragen sind!", werden folgende Pfarreien aufgeführt“

1) Rinchnach 2) Kellberg 3) Neukirchen v. W. 4) Hutthurm 5) PA-St. Stephan PA-St. Paul PANiedernburg PA-St. Nikola PA-Ilzstadt PA-Innstadt PA-Hals PA-Heining 6) Adldorf 7) Aholming 8) Aicha a. d. D.: Fehlt Bd. 9) Aicha v. W. : Fehlt Bd. 10) Altenmarkt : Keine Einträge 11) Alzgern : Fehlt Bd. 12) Anzenkirchen : Jüngere Pf. 13) Arnstorf 14) Auerbach 15) Aufhausen 16) Burgkirchen a. d. A. 17) Dietersburg 18) Dornach 19) Eichendorf : Fehlen Einträge 20) Ettling 21) Galgweis : Fehlen Einträge 22) Gern 23) Gottsdorf 24) Grattersdorf 25) Haardorf 26) Haiming 27) Hartkirchen/Pitzling 28) Hengersberg 29) Hofkirchen/Do 30) Isarhofen 31) Johanniskirchen: Fehlt Bd. 32) Kirchberg i. W. 33) Kirchdorf/Do 34) Künzing 35) Malgersdorf 36) Mariakirchen : Fehlen Einträge 37) Mehring 38) Mettenhausen 39) Neuhofen : Fehlen Einträge 40) Neukirchen v. W. 41) Niederhausen 42) Niederpöring 43) Nöham 44) Pleinting 45) Postmünster : Fehlen Einträge 46) Regen 47) Reichersdorf 48) Rinchnach 49) Röhrnbach 50) Simbach a. I. 51) Straßkirchen 52) Stubenberg 53) Schönau 54) Schönberg 55) Thundorf 56) Tyrlaching 57) Unterdietfurt 58) Untergriesbach 59) Wegscheid 60) Burghausen 61) Innernzell 62) Rogglfing 63) Hirschhorn : Fehlen B 1706-1708 64) Wurmannsquick 65) Aigen a. I. 66) Tann 67) Eiberg 68) Zimmern 

 

Darunter folgen unter der Überschrift „Die Toten der Aidenbacher Bauernschlacht 1706“ Transkripte aus den Sterbebüchern folgender Pfarreien:

·       Aidenbach

·       Aldersbach

·       Aunkirchen

·       Beutelsbach

·       Egglham

·       Karpfham

·       Reutern

·       Triftern

·       Uttlau

·       Waldhof

·       Weng

 

Weitere Hinweise (ohne Transkripte) zu Eintragungen in den Pfarreien 

·       Halsbach

·       Kößlarn

·       Tettenweis

 

Aidenbach 1706 von Franz-Josef Seis und Dr. Wolfgang Wagner, 2006[6]

In der umfassenden „Festschrift der Marktgemeinde Aidenbach zum Gedenken an den 300. Jahrestag der Bauernschlacht“ haben die beiden Aidenbacher im Kapitel „Verzeichnis der Teilnehmer der Schlacht“, S. 159 -180, auf der Grundlage der Transkripte von Dr. Wurster eine Auflistung von Toten aus den folgenden Pfarreien verfasst:

 

·       Aidenbach

·       Amsham

·       Asbach

·       Aunkirchen

·       Bayerbach

·       Beutelsbach

·       Egglham

·       Griesbach

·       Höhenstadt

·       Karpfham

·       Neukirchen (Pf. Triftern)

·       Pfarrkirchen

·       Rainding

·       Reutern

·       Sulzbach

·       Triftern

·       Uttlau

·       Wolfakirchen

·       Haarbach

·       Waldhof

·       Weihmörting

·       Weng

·       Protokollbücher der Herrschaft Haidenburg

·       Kößlarn

 

Zusätzlich sind Angaben zu zwei Gefangenen und zu drei Überlebenden enthalten.

 

Systematische Recherchen

2011 wurden die Matrikel des Bistums Passau online gestellt. Ohne diesen elektronisch archivierten Fundus wäre es nicht möglich gewesen, das „Geschichtsprojekt Aidenbach-Bauernschlacht-1706“ in Angriff zu nehmen.

Zum Verständnis der geographischen Lage und Einordnung innerhalb des Bistums Passau ist es erforderlich, eine Darstellung zu schaffen, die die Pfarreien zum Stand 1706 geografisch und inhaltlich möglichst zeitgetreu abzubilden (siehe auch Martin Süss, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Passau, 1827).

 

Datenverarbeitung

Hermann Arndt (Abteilungsleiter der AKDB -Anstalt für kommunale Datenverarbeitung Bayern- im Ruhestand), gebürtiger Aidenbacher und Bruder von Nikolaus Arndt, fasst sämtliche zugänglichen und belastbaren Daten zu den Toten, Witwen, Kindern und den 2. Ehegatten der Witwen in einer Exceltabelle zusammen. Damit können Einzelstatistiken unterschiedlichster Sichten generiert werden.

 

Die Witwen der Getöteten (relicta vidua, rel. vid.), deren Wiederverheiratung sowie kurzfristige Verheiratung von Söhnen und Töchtern der Getöteten zwischen 1706 und 1710

Einen breiten Raum nehmen Untersuchungen zu den rel. viduae, den Witwen ab 1706 bis 1710 ein. In Pfarreien, in denen relativ belastbare Daten zu den Getöteten vom 8.Jan.1706 vorliegen, sind die Trauungsmatrikel hilfreich, die familiären Folgen besser darzustellen. In Pfarreien, in denen es keine Aufzeichnungen zu Toten der Bauernschlacht gibt, werden die Daten zu den Trauungen nach 1706 statistisch genauestens ausgewertet. Damit ist es möglich, in einer Reihe von Pfarreien die Geschehnisse besser zu bewerten. Detailliert nehmen wir dazu insbesondere in der Pfarrei Birnbach Stellung.

 

Martin Süss (Hrsg.) Tabellarische Beschreibung des Bisthums Passau 1828[7]

Dieses umfassende Werk ist online einsehbar. Die damalige Einteilung des Bistums Passau in die 18 Dekanate wird für die Recherchen als Grundlage verwendet.

Das Werk von Martin Süss ist für die Bearbeitung heimatgeschichtlicher Forschungen von großer Bedeutung. Eine (online) beiliegende Karte zeigt die Grenzen der einzelnen Dekanate und Pfarreien. Es sind neben der Aufteilung des Bistums in Dekanate insbesondere auch die einzelnen Pfarreien mit ihren Einzelorten und –anwesen und dazu auch noch Angaben über „Häuser“ und „Seelen“ enthalten. Wie wir später genauer feststellen werden, sind diese Angaben von immenser Bedeutung für die Lokalisierung der Toten der Bauernschlacht sowie der Erarbeitung .

 

Untersuchungen in 10 der 18 Dekanate des Bistums Passau

Ohne abschließende Festlegungen zu treffen ist -vor allem anhand der Recherchen von Dr. Wurster- davon auszugehen, dass in 8 der 18 Dekanate des Bistums Passau keine Hinweise auf Gefallene der Bauernschlacht von Aidenbach 1706 zu finden sind. Die Untersuchungen beschränken sich damit auf die Dekanate

 

·       Aidenbach

·       Aigen a.Inn

·       Arnstorf

·       Burghausen

·       Fürstenzell

·       Kirchberg a. Inn

·       Neuötting

·       Pfarrkirchen

·       Vilshofen

·       Zimmern

 

Im weiteren Verlauf der Recherchen wird sich zeigen, dass es in den unten stehenden Dekanaten nur ganz marginale Hinweise auf das Geschehen um Aidenbach am 8. Januar 1706 gibt:

 

·       Arnstorf

·       Burghausen

·       Neuötting

·       Vilshofen

·       Zimmern

 

Die Arbeit konzentriert sich damit aktuell auf die oben bzw. in der Tabelle unten fett bzw. mit Pfeilen markierten Dekanate!


 

[6] Aidenbach 1706, Franz-Josef Seis und Dr. Wolfgang Wagner, 2006

[7] https://bildsuche.digitale-sammlungen.de => Martin Süss (Hrsg.) Tabellarische Beschreibung des Bistums Passau

Relevante Dekanate des Bistums Passau

Martin Süss (Hrsg.) Tabellarische Beschreibung des Bistums Passau, S. 22f
Martin Süss (Hrsg.) Tabellarische Beschreibung des Bistums Passau, S. 22f

Karte des Bistums Passau 1828 (aus Martin Süss, Tabellarische Beschreibung des Bisthums Passau mit einer Karte desselben)


Karte des Bistums Passau (19. Jahrhundert) (das damalige Dekanat Aidenbach ist gelb markiert)


Quellenmaterial

Wesentliche Quellen sind die jeweiligen Matrikel der betroffenen Pfarreien. Sie liegen in unterschiedlichem Umfang vor. Das Quellenmaterial wird bei der Untersuchung der Einzelpfarrei detailliert beschrieben. Untersucht werden nicht nur die Sterbebücher. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf den Trauungsbüchern. Zusätzlich untersucht werden die Taufbücher und -soweit vorhanden- die Familienbücher.

 

Immer im Blick ist auch der „Bayernatlas“ mit der aktuellen Landkarte, aber auch mit der „Historischen Karte“. Dies, um einerseits Beziehungen zwischen den Ortsangaben und Hausnamen in den Matrikeln herzustellen, andererseits um Ortsangaben in den Matrikeln auf der Karte eindeutig zu definieren. Damit ist es möglich, die unmittelbare Herkunft der Gefallenen (soweit dies aus den verfügbaren Quellen feststellbar ist) detailliert kartographisch darzustellen.